17.11.2020

Rede des Ortsbürgermeisters zum Volkstrauertag 2020

Aufgrund der Coronapandemie konnte der Volktrauertag nicht in der gewohnten Form stattfinden. Allerdings können Sie die Rede als Video hier finden, bzw. nachfolgend lesen.

Volkstrauertag?

Braucht man sowas überhaupt noch?

Na, was meinen Sie?

Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, ob vor wenigen Tagen am 9. November oder am heutigen Volkstrauertag ist Erinnerung und Mahnung an uns alle, gegen Rassismus, Antisemitismus, Terror und Gewalt aufzustehen!

Normalerweise hätten wir uns hier versammelt, um am Volkstrauertag gemeinsam zu gedenken - den Opfern von Kriegen, Gewaltherrschaft und Terror. In der Aussegnungshalle hätte der VDK seine Ansprache gehalten und Franz-Josef Schäfer die musikalische Begleitung beigesteuert. Und anschließend hätten wir uns hier am Ehrenmal nochmal versammelt. Alles war schon geplant und hätte ablaufen sollen - eigentlich - wie immer. Aber Corona macht eben alles anders. Aber es zwingt uns auch dazu Dinge zu überdenken und zu hinterfragen.

Volkstrauertag 2020

Deshalb nochmals die Frage: Braucht man den Volkstrauertag wirklich noch? Und die Antwort lautet ganz klar: Ja! Und auch wenn wir uns nicht versammeln können, so tragen wir doch diese Botschaft in die Welt, ganz gleich ob digital im Internet, in den Printmedien oder im persönlichen Gespräch.

Rassismus, Unrecht, Terror und Gewalt gibt es leider auch heute noch. Sei es in Form von rechts- und linksextrem motivierten, menschenverachtenden Anschlägen und Morden oder in Form des brutalen islamistisch motivierten Terrors in den vergangenen Wochen. Deshalb müssen wir uns positionieren: Es gab und es gibt kein Motiv für irgendeine Form der Gewalt gegen Andersdenkende und damit gegen die Grundwerte unserer Demokratie. Es ist an uns, gegen diese Verbrechen mit aller Härte unseres Rechtsstaates vorzugehen und zu verhindern, dass Extremisten in unserer demokratischen, freiheitlichen und vielfältigen Gesellschaft Fuß fassen. Und ja, auch sogenannte selbsterklärte Aufklärer wie die Querdenker gehören zu den wahren Gefahren unserer Demokratie. Wenn nämlich eine Minderheit anfängt für sich die alleinige Wahrheit und Expertise zu reklamieren, unsere Regierungen, unsere Polizei und unsere Wissenschaftler zu diskreditieren, Unwahrheiten verbreitet und Gewalt sät, ja dann ist es nicht mehr weit zu einem neuen 1933… Deshalb lassen Sie uns gemeinsam ankämpfen, kämpfen für unsere Freiheit und Demokratie. Jeden Tag nur ein klein wenig und schon sind wir alle wieder auf einem Weg der unsere Demokratie und Freiheit schützt, auf einem Weg in eine gute Zukunft.

Volkstrauertag 2020

Der Volkstrauertag – zunächst 1919 vom VDK als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges vorgeschlagen, wurde, genau einen Tag nach dem Tode von Reichspräsident Friedrich Ebert, am 01. März 1925 erstmals begangen. Es war ein hehres Ziel, das der Volksbund mit dem Volkstrauertag verband, nämlich die Zielvorstellung, eine bei allen Deutschen einheitliche Erinnerung an das Leid des Krieges zu bewirken und so die Deutschen “über die Schranken der Partei, der Religion und der sozialen Stellung zusammenzuführen”. Doch dies machte schon wenige Jahre später die Propagandamaschine der Nazis mit dem “Heldengedenktag” zunichte, um militärische Helden von Kaiserreich und Wehrmacht zu feiern. Nach der Wiedereinführung 1946 – die Schrecken des 2. Weltkrieg vor Augen, stellten die damaligen Verantwortlichen diesen Tag in die Erinnerung des Deutschen Volkes an die Toten der beiden Weltkriege, aber auch ebenso an die Opfer der Gewaltherrschaft und des Terrors aller Nationen.

Volkstrauertag 2020

Und gerade deshalb ist der Volktrauertag so wichtig und notwendig wie nie zuvor! Unsere Gedanken sind bei allen Opfern des Terrors und der Willkür in Europa und in der Welt. Aber auch bei allen anderen, die heute in Not oder auf der Flucht sind. Im Namen der Ortsgemeinde Gau-Odernheim haben wir diesen Kranz niedergelegt. Wir gedenken allen Toten und Opfern der beiden Weltkriege und des braunen Terrors. Wir gedenken allen Toten und Opfern aller Kriege bis zum heutigen Tag. Wir gedenken allen Toten und Opfern von Terror und Willkür, ob von staatlicher oder nichtstaatlicher Gewalt, bis zum heutigen Tag.

Heiner Illing
Ortsbürgermeister Gau-Odernheim

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