16.11.2021

Rede des Ortsbürgermeisters zum Volkstrauertag 2021

Wir haben uns hier versammelt, um am Volkstrauertag gemeinsam zu gedenken - den Opfern von Kriegen, Gewaltherrschaft und Terror.

Volkstrauertag 2021

“Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein.” Dies erkannte Richard von Weizsäcker bereits 1986.

Leider sind wir aber von einer solidarischen Welt im Jahre 2021 mindestens genauso weit entfernt wie 1986.

Damals hing die Gefahr des kalten Krieges wie ein Damokles-Schwert über uns.

Und heute? Heute sind Rassismus, Terror, Gewalt, Antisemitismus und Unrecht tagtäglich präsent!

Hinzu kommt immer mehr die Gewaltbereitschaft sogenannter “Querdenker”. So erst vor kurzem in Idar-Oderstein. Was geht in diesem Kopf vor, wenn man nur wegen der Aufforderung eine Maske zu tragen, sein Gegenüber erschießt? Aber auch alle, die hierfür Verständnis aufbringen, sind nicht viel besser. Die gleiche Klientel verlangt Toleranz, aber wo ist deren Toleranz und Empathie gegenüber der Vielzahl an Bürgerinnen und Bürgern, die sich impfen lassen und alle Maßnahmen gegen die Pandemie mittragen?

“Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein.” Dies sollte man all diesen Menschen ins Gewissen schreiben – sofern sie eines haben…

Ja, Rassismus, Unrecht, Terror und Gewalt gibt es leider auch heute noch. Sei es in Form von rechts- und linksextrem motivierten, menschenverachtenden Anschlägen und Morden oder in Form des islamistisch motivierten Terrors.

Deshalb müssen wir uns positionieren: Es gab und es gibt kein Motiv für irgendeine Form der Gewalt gegen Andersdenkende und damit gegen die Grundwerte unserer Demokratie. Es ist an uns, gegen diese Verbrechen mit aller Härte unseres Rechtsstaates vorzugehen und zu verhindern, dass Extremisten in unserer demokratischen, freiheitlichen und vielfältigen Gesellschaft Fuß fassen.

Vor allem das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, ob vor wenigen Tagen am 9. November oder am heutigen Volkstrauertag ist Erinnerung und Mahnung an uns alle, gegen Rassismus, Antisemitismus, Terror und Gewalt aufzustehen!

Der Volkstrauertag – zunächst 1919 vom VDK als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges vorgeschlagen, wurde, genau einen Tag nach dem Tode von Reichspräsident Friedrich Ebert, am 01. März 1925 erstmals begangen. Es war ein hehres Ziel, das der Volksbund mit der Volkstrauertag verband, nämlich die Zielvorstellung, eine bei allen Deutschen einheitliche Erinnerung an das Leid des Krieges zu bewirken und so die Deutschen “über die Schranken der Partei, der Religion und der sozialen Stellung zusammenzuführen”. Doch dies machte schon wenige Jahre später die Propagandamaschine der Nazis mit dem “Heldengedenktag” zunichte, um militärische Helden von Kaiserreich und Wehrmacht zu feiern. Nach der Wiedereinführung 1946 – die Schrecken des 2. Weltkrieg vor Augen, stellten die damaligen Verantwortlichen diesen Tag in die Erinnerung des Deutschen Volkes an die Toten der beiden Weltkriege, aber auch ebenso an die Opfer der Gewaltherrschaft und des Terrors aller Nationen.

Und gerade deshalb ist der Volktrauertag so wichtig und notwendig wie nie zuvor!

“Nur eine solidarische Welt kann eine gerechte und friedvolle Welt sein.”

Solidarität gegenüber unseren Familien, aber auch gegenüber unserer Gesellschaft oder den Hilfsbedürftigen, die in unser Land kommen.

Solidarität gegenüber all denjenigen, die unsere Demokratie jeden Tag verteidigen, schützen und behüten.

Wenn wir diese Solidarität begreifen und umsetzen, dann brauchen wir keine Angst zu haben vor der Zukunft, vor allem das uns fremd ist und vor allen Bedrohungen.

Aber lassen Sie mich auf den heutigen Gedenktag zurückkommen.

Unsere Gedanken sind bei allen Opfern des Terrors und der Willkür in Europa und in der Welt.

Aber auch bei allen anderen, die heute in Not oder auf der Flucht sind.

Volkstrauertag 2021

Im Namen der Ortsgemeinde Gau-Odernheim haben wir diesen Kranz niedergelegt.
Wir gedenken allen Toten und Opfern der beiden Weltkriege und des braunen Terrors.
Wir gedenken allen Toten und Opfern aller Kriege bis zum heutigen Tag.
Wir gedenken allen Toten und Opfern von Terror und Willkür, ob von staatlicher oder nichtstaatlicher Gewalt, bis zum heutigen Tag.

Ich möchte allen Beteiligten zur Durchführung der Gedenkfeier meinen Dank aussprechen. Dank an Frau Liesel Poss und den VDK, der wie keine andere Organisation in der Tradition des Volkstrauertages steht. Dank an Pfarrerin Merle Große und der evangelischen Kirchengemeinde, die diese Feierstunde mitgestaltet haben. Dank an die musikalische Umrahmung durch Herrn Franz Josef Schefer. Dank an die Fahnenabordnungen der Vereine. Und Dank an Ralf Krämer für die Solo Trompete.

Ich danke Ihnen!

Heiner Illing
Ortsbürgermeister Gau-Odernheim

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